Donnerstag, 5. November 2009

Kolumbien - Von Cartagena bis Guajira

Cartagena & die karibische Küste
Die Altstadt von Cartagena ist ein architektonisches Kleinod. Die schoene Kolonialstadt wird von einer zu großen Teilen intakt geblieben Befestigungsanlage umgeben. An der Karibikküste gelegen war sie ein wichtiger Hafen der spanischen Kolonisatoren und musste ihren Reichtum gegen die marodierenden Piratenhorden verteidigen. In einem schoenen Hostel habe ich mich von den Strapazen der Ueberfahrt erholt und etwas die Sehenwuerdigkeiten der Stadt erkundet.


In der Naehe von Cartagena gibt es einen Schlammvulkan, eine Anomalie der besonderen Art. Im etwas 15 Meter hohen Vulkankegel befindet sich ein natuerlicher Pool aus Schlamm, in dem man baden – besser gesagt sich suhlen – kann. Das hat Spass gemacht :)


Nach ein paar Tagen bin ich mit meiner Reisegenossin Eveline (Schweiz), die ich auf dem Schiff kennen gelernt hatte, entlang der karibischen Kueste weitergereist. Ziel war Santa Marta, eine mittelgrosse Stadt an der Kueste, die weder besonders schoen noch besonders interessant ist. Der Strand war auch nicht schoen und wir reisten bald weiter nach Riohacha auf der Halbinsel Guajira, den sehr touristischen und ueberteuerten Nationalpark Tayrona auslassend, von wo aus wir die Reise zum noerdlichsten Punkt Suedamerikas planen wollten.

Die Halbinsel Guajira
In Riohacha gingen wir in das einzige Hostel, Castillo del Mar (Meeresschloss), welches von einem Deutschen gefuehrt wird. Dort trafen wir auch Fernando, der Touren zum noerdlichsten Punkt Suedamerikas – Punta Gallinas – anbietet. Es stellte sich heraus, dass es nicht gerade billig ist, aber da wir im Hostel noch weitere Reisende trafen, die ebenfalls die Halbinsel Guajira erkunden wollten, haben sich die Kosten fuer den dafuer notwendigen Jeep (inklusive Fahrer/Fuehrer) auf sieben Personen verteilt.

Die Halbinsel Guajira ist ein ganz besonderer Ort. Im Gegensatz zur suedlicher gelegenen Karibikkueste ist hier alles recht trocken und teilweise sogar richtige Wueste, mit Duenen und wenig bis keiner Vegetation. Dort lebt die Wayuu, ein Indianerstamm, der den Ruf hat, gefaehrlich zu sein, was aber natuerlich nicht stimmt. Die Wayuu sind ein freundliches Volk, welches zum groessten Teil noch von der Ziegenzucht und Fischfang lebt.


Unser erstes Ziel war das Dorf Cabo de la Vela, wo wir eine Nacht verbrachten. Wir aßen leckeren Fisch und schliefen in Haengematten. Am naechsten Tag holte uns unser Fahrer dort ab und wir fuhren 70 km ueber unbefestigte Wege in Richtung Punta Gallinas. Auf der Strecke hielten wir an zwei Straenden. Der zweite Strand war im Grunde eine grosse Duene, die direkt ins Meer abfiel. Die Stimmung an der Kueste, wo die Wueste das Meer trifft ist magisch und die Einsamkeit herrlich beruhigend fuer Koerper und Seele.


Wir uebernachteten zwei Naechte bei einer Wayuufamilie in der Naehe von Punta Gallinas, diesmal in traditionellen Haengematten (Chinchorros), die man umklappen kann, so dass man zugedeckt die doch recht kalten Naechte uebersteht. Von dort aus erkundeten wir die Region und standen am noerdlichsten Punkt Suedamerikas (Punta Gallinas).



Die Reise an eines der Enden der Welt kann ich nur jedem empfehlen, den es nach Kolumbien verschlagen sollte.
Von Guajira fuhren wir wieder ein Stueck der Kueste entlang zurueck, uebernachteten im Touristenoertchen Taganga, bevor wir die Kueste Richtung Inland verliessen...

Sonntag, 25. Oktober 2009

Bootsfahrt nach Kolumbien – auf der Stahlratte

Die Stahlratte ist ein von einem deutschen Verein betriebenes, 40 Meter langes und komplett aus Stahl erbautes Segelschiff, das im Jahre 1903 seine Jungfernfahrt beging und heute besser den je die Weltmeere durchstreift. Verein hört sich so spießig an, aber ich kann euch versichern, die Berliner Hippies, die dieses Projekt gestartet hatten und die Leute, die es heute betreiben, sind alles andere als Spießer. An Bord sind derzeit vier Crewmitglieder:

-Ludwig (Lulu): El capitan, der Herr des Steuerrades, lustiges Nordlicht und trinkfest. Dem weiblichen Geschlecht nicht abgeneigt ;)
-Roland (Rolli): Ein Österreicher wie eine Eiche, 2 Meter groß, blonde lange Haare und ein Muskel. (Der Führer hätte seine Freude dran gehabt :)) Der Techniker an Bord. Und: Six-Pack war gestern - der Trend geht zum Eight-Pack ;)
-Boris (Bobo): Unser Mann für alle Fälle. Lebt Teilzeit auf dem Schiff, ansonsten mit seiner Freundin Carmen in Spanien
-Carmen (Carmen): Die gute Seele des Schiffs. Begnadete Köchin und Anlaufstelle für Rat jeder Art. Spanierin durch und durch und wegen des schnellen Spanisch nicht immer gut zu verstehen

Insgesamt waren wir 18 Leute auf dem Boot. Da es das groesste Boot ist, welches die Überfahrt von den San Blas Inseln nach Kolumbien anbietet, sind einige Motorradfahrer dabei gewesen. Ein verrückter Brite namens Daniel und seine Harley seien besonders erwähnt.


Wir hatten einen Heidenspaß – die ersten zwei Tage, die wir im Archipel verbrachten und von einer Insel zur nächsten fuhren und dort schnorchelten, am Strand grillten und mit der Tarzahnschwinge ins Wasser hopsten.


Dann ging es aber auf die hohe See und einer nach dem anderen wurde seekrank bis auf wenige Ausnahmen. Mich hatte es mittelschlimm erwischt. Einmal kotzen am Morgen, einmal am Abend, ansonsten ging es, wenn ich nicht unter Deck ging und auf meiner Liege liegen blieb und den Horizont anschaute. :) Nachts hatten wir ein Erlebnis der besonderen Art. Es waren in weiter Entfernung um uns herum viele Gewitter und wir hatten Blitze im Sekundentakt. Es war wunderschön!

Bein Hochseefischen hatten wir nicht viel Glueck. Das Einzige, was uns an den Haken ging, war ein Raubvogel, der es auf unseren Koeder abgesehen hatte. War eine heikle Aktion, aber wir konnten das arme Tier retten.



Aber verhungert sind wir nicht, da uns die Kuna immer mit leckeren Sachen versorgten. Wir hatten u.a. ein Grillfest am Strand auf einer einsamen Insel und das grosse Langustenmahl auf dem Schiff.


Am nächsten Morgen, nach 3 ½ Tagen auf der Stahlratte gingen wir in Cartagena in Kolumbien an Land. Wir hatten nochmals ein leckeres Mittagessen, da sich die Passabwicklung etwas verzögerte, aber dann hieß es Tschau zu sagen. Wir tscheckten in ein von der Crew empfohlenes Hotel ein und erholten uns erst einmal von den Strapazen der Hochseefahrt. Am folgenden Abend trafen sich alle inklusive der Crew nochmal bei einem Italiener zu einem Abschlussessen. Dann ging die Reise weiter. Endlich Kolumbien, endlich Südamerika..